Sagen und Legenden

Wehrhafte Höltinghauser
Höltinghausen war einst von Kriegsleuten ausgeplündert worden. Da kamen plötzlich wieder Soldaten, versammeln sich in Metten Haus und verlangen, daß man ihnen zu essen und zu trinken gebe. Die Bauern beteuern, daß es an allem und jedem fehle. Die Soldaten erklären, sie wären müde vom Marsch und wollten deshalb ein Stündchen schlafen. Wäre nach ihrem Erwachen nichts herbeigeschafft, so würden sie das ganze Dorf in Brand stecken. Danach legten sie sich in einer Reihe auf dem Stroh nieder, das auf ihr Verlangen Metten Bauer auf der Diele ausgebreitet hatte. Die verzweifelten Leute traten zusammen und überlegten, was zu machen sei. Schließlich beschlossen sie, sie wollten eine lange Leiter über die Schläfer legen, dieselbe mit ihren Körpern belasten, um so die Quälgeister zu erdrosseln. Gesagt, getan. Die Soldaten fanden ihren Tod unter der Leiter, und ein Wagen wurde rasch herbeigeschafft, um die toten Leiber fortzubringen zum Verscharren, bevor nach den Verschollenen Nachforschungen angestellt würden. Unterwegs erwachte einer der Krieger wieder zum Leben, ließ sich vom Wagen heruntergleiten und bat ein erwachsenes Mädchen, das dem Wagen mit einem Spaten folgte, um Schonung. »Ei was!« rief dieses, »Eier in de Pannen, dann komet dar kine Küken ut!« und schlug mit ihrem Gerät den Soldaten vollends tot. Eine Untersuchung brachte später die Bauern auf die Folter, förderte aber nichts zutage, weil sie alle beharrlich leugneten. Aber ihr lebelang haben sie die Nachwirkungen der Folter durch Reißen in den Gliedern bei Änderung des Wetters verspüren können.

Die Herkunft des Namens
Höltinghausen soll seinen Namen daher erhalten haben, daß in früheren Zeiten dort in einem Hause das Holzgericht abgehalten wurde (Holt-Thing-Hus). – Die Eingesessenen behaupten, es habe dort früher eine adlige Burg bestanden. Man will vor einigen Jahren die Fundamente bloßgelegt haben. Drei Bauern werden als die Abkömmlinge des letzten Junkers bezeichnet, Claus, Albers und Otten. Sie wohnen auf den alten Burggründen.

Quelle: Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 342-343.

Lohmanns Talke
Lohmanns Talke in Höltinghausen geht früh morgens im Sommer in das Emsteker Feld, um Plaggen zu stechen. Als sie an der Arbeitsstelle ankommt, ist die Sonne eben aufgegangen. Sie denkt: Es ist noch so früh am Tage, erst kann ich noch ein Schläfchen machen und legt sich hin. Als sie aufwacht, steht die Sonne im Westen so hoch über dem Horizont, als sie am Morgen, als Talke eingeschlafen war, im Osten über dem Horizont gestanden. Talke glaubt, daß die Sonne noch nicht höher gestiegen, komme daher, weil sie erst einige Minuten eingeschlafen gewesen, es könne also noch ein Stündchen leiden und legt sich auf die andere Seite. Als sie das zweitemal aufwacht, erhebt sich die Sonne wieder im Osten über dem Horizont. Talke froh, daß der glühende Ball erst nur wenig gestiegen und der Tag noch lang sei, reckt sich mit Wonne auf ihrem Lager und schläft zum drittenmal ein, und so hat sie 3 Tage und 3 Nächte geschlafen und sich schließlich an ihre Arbeit gemacht in dem Glauben, nur einige Minuten geruht zu haben.

Quelle: Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 2, Oldenburg 21909, S. 439.

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