Der große Brand in Höltinghausen am 19. April 1922 OV

Ein Großfeuer, wie unser Ort es noch nicht erlebt hat, wütete hier am gestrigen Nachmittage gegen 4 Uhr.
Nicht weniger als 3 Häuser und 2 große Scheunen von einem weiteren Gehöft wurden in ganz kurzer Zeit ein Raub der Flammen. Das Feuer entstand auf bisher unaufgeklärte Weise in einer Scheune des Hofbesitzers Klaus und sprang bald auf die zweite Scheune über.
Bei dem herrschenden starken Winde übertrug sich das Feuer bald auf die Besitzungen des Landwirtes Schürmann, Zeller Vocke-Meermann sowie Eigner Tegeler. In kaum einer halben Stunde glich alles einem riesigen Flammenmeer.
Bei Vocke-Meermann ist sämtliches Inventar verbrannt, außerdem das Vieh, 2 Pferde, 13 Kühe, sämtliche Schweine usw. Die Pferde waren kurz vorher vom Felde in den Stall gebracht, weil man beim Löschen des Schürmannschen Hauses helfen wollte. Auch ein Menschenleben kam hier in Gefahr, da Frau Meermann erkrankt darniederlag. Bei Schürmann-Gerken konnte das Vieh größtenteils gerettet werden, von dem Inventar dagegen nichts.
Bei Tegeler ist ein Schwein mitverbrannt. Das Inventar konnte zum großen Teil herausgeschafft werden. Tegeler ist auch deshalb nicht ganz so schwer betroffen, weil er ein neues Haus gebaut hatte, das fast zum Beziehen fertig stand. Dies blieb verschont vom Feuer.
Zeller Klaus verlor nicht bloß die noch in den Scheunen vorhandenen Erntevorräte, sondern auch viel Holz und Dielen zu einem beabsichtigten Neubau für den abgehenden Sohn und einen Elektromotor.
Das Feuer griff so schnell um sich und fand bei der Strohbedachung fast sämtlicher Häuser so reiche Nahrung, dass an eine Rettung kaum zu denken war, obgleich die Feuerwehren von Cloppenburg und Emstek herbeigeeilt waren. Sie konnten erst eintreffen, als wenig mehr zu retten war, dann fehlte es auch am Wasser.
Der durch den Brand angerichtete Schaden ist ungeheuer groß. Die Bewohner von Höltinghausen haben sofort eine Unterstützungsaktion eingeleitet, um den schwer betroffenen Familien zu helfen. Wie wir hörten, hilft die ganze Gemeinde mit.

Dieser Bericht aus der Oldenburgischen Volkszeitung wurde von der Familie Heinrich Lüske, Höltinghausen, zur Verfügung gestellt.

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