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Noch viel mehr als menschliche Figuren finden sich Tiere in der Krippenlandschaft. Besonders prominent dabei sind der Ochs und der Esel, die ihren Platz direkt bei der heiligen Familie haben und dem Christuskind demütig zugewandt sind: der Ochse rechts vom Betrachter aus gesehen, auf der Seite Josefs und der Esel links, auf der Seite Mariens. Zufall?
Natürlich verwundert es nicht, in einem Stall auch Nutzvieh zu finden. Es verweist nur zu deutlich, in welchen einfachen, ja ärmlichen Verhältnissen Gottes Sohn auf die Welt kam. Jedoch erwähnen weder Lukas noch Matthäus in ihrer Erzählung zu den weihnachtlichen Geschehnissen irgendein Tier. Erst in späteren schriftlichen Quellen tauchen Ochs und Esel auf. Seit dem 3./4. Jahrhundert sind sie Bestandteil von christlichen Geburtsdarstellungen, und das noch bevor Maria und Josef zum festen „Krippenpersonal“ gehörten.
Symbolisch stehen die beiden Tiere für die alte Welt mit ihren Glaubensvorstellungen, während sich in der Geburt Jesu der Beginn einer neuen Welt und eines neuen Glaubens vollzieht. Konkret steht der Ochse für das Judentum, für Stärke, Macht und Beständigkeit, aber auch für Demut und selbstlosen Dienst. Zur Zeit Jesu wurde er vor allem im Ackerbau eingesetzt oder aber als Opfertier erbracht. Der Esel dagegen verweist auf das Heidentum. Das Arbeits- und Lastentier gilt sprichwörtlich als dumm und störrisch. Viel passender jedoch sind Attribute wie vorsichtig, geduldig, ausdauernd und genügsam. Nicht zuletzt steht er für Demut und Frieden.
Eigenschaften wie Beständigkeit und Genügsamkeit, wie sie Ochs und Esel zugesprochen werden, können auch zur Charakterisierung von Josef und Maria herangezogen werden. Insbesondere versinnbildlichen sie jedoch als Lasten- und Opfertier die zukünftige Rolle Jesu als Erlöser: Er trägt die Sünde der Welt und erfüllt durch seinen aufopfernden Tod seine Bestimmung. Die beiden Tiere im Stall sind also viel mehr als das Christuskind bewundernde Zuschauer oder ländliches Beiwerk.
Die größte Tiergruppe bilden die etwa 40 Schafe, Widder und Lämmer. Unterschiedlich gestaltet verteilen sie sich über die Krippenlandschaft und bringen Leben und Heiterkeit in die Darstellung. Meist sind sie weiß bzw. hell bemalt, wirken unschuldig und sanftmütig, angewiesen auf den Schutz ihres Hirten. Unweigerlich ergibt sich über die Schafe eine Verbindung zu Jesus, der als guter Hirte seine Herde beschützt und Wert auf jedes einzelne von ihnen legt. Im übertragenen Sinn ist mit den Schafen die Menschengemeinde gemeint, die ihm zugetan ist und die er unter seine Obhut nimmt. Das ausgewachsene Schaf genauso wie das noch junge Lamm oder auch das schwarze Schaf, das wegen seiner Besonderheit nicht in die Gruppe hineinzupassen scheint. Jesus lässt auch schwarze Schafe, die wegen ihrer sündigen Vergangenheit vielleicht verloren geglaubt wurden, nicht fallen. Er möchte für alle Menschen da sein und ist letztlich bereit sich selbst als „Lamm Gottes“ am Kreuz zu opfern.
Zur Schafsherde und den Hirten gehören natürlich auch die zwei Hütehunde, die ihrem Herrn ergeben sind und die Schafe bewachen. Sie begleiten die Herde und zeigen ihr den Weg in eine neue Zeit.
Zwei Kamele und ein Elefant komplettieren die Riege. Im Gegensatz zu den übrigen Tieren wirken sie besonders herrschaftlich und verkörpern das Fremde. Die beiden Kamele tragen das Gepäck der Heiligen drei Könige und sind über und über mit Ausrüstung, prächtigen Decken und Päckchen beladen. Sie verkörpern Gehorsam, Genügsamkeit und Anpassungsfähigkeit. Der Elefant symbolisiert, trotz seiner im Vergleich zu den anderen Tieren eher kleinen Größe, Stärke und Geduld, Weisheit und Glück. Auch Kamel und Elefant sind Nutztiere und dienen als Lastenträger. In der ländlichen Idylle wirken sie wie die