Hügelgräberfeld

Das Hügelgräberfeld von Höltinghausen

Von Prof. Dr. H. v. Buttel -Reepen

Das vielleicht eindrucksvollste und imposanteste Hügelgrab des Landesteils Oldenburg ist merkwürdigerweise das am wenigsten bekannte, obgleich es von der Stadt Oldenburg aus leicht und schnell zu erreichen ist. Es liegt nur ungefähr 20 Minuten von der Stadion Höltinghausen entfernt in einsamer Stimmungsvoller Umgebung. Die Bauerschaft Höltinghausen gehört zur Gemeinde Emstek im Amte Cloppenburg.

Als ich zum ersten Male am 16. März 1925 bei sehr trübem Wetter vor diesem Gräberfeld stand, war ich geradezu ergriffen von dem Eindruck, wie sich die mächtigen „Königsgräber“,

so heißen sie im Volksmund, etwa 21 an der Zahl, aus der braunen Heide emporwölbten, die fernsten in der diesigen Luft kaum noch sichtbar. Frei lagen sie da d.h. nur von hoher Heide überwachsen. Sehr vereinzelt steigen verkrüppelte Kiefern empor. Ein wundervolles Bild jahrtausende langen Friedens und tiefster abgeschlossener Ruhe!

Das ist nun anders geworden. Der Pflug ist bereits über eine Reihe von Hügeln hinweggegangen. Ein Arbeiterhaus erhebt sich dicht neben einem früher etwa 2 Meter hohen Hügel, der zurzeit schon fast ganz abgetragen ist, und mitten durch das Gräberfeld läuft eine neue Parzellengrenze (s. Karte). In weiteren Kreisen wurde nichts von den tiefen Vorgängen bekannt, jedenfalls stand ich, als ich das Amt des Denkmalpflegers übernahm, vor der vollendeten Tatsache.

Wie ich aus den Museumsakten ersehe, sind schon vor dem Kriege Verhandlungen im Gange gewesen, dieses Gräberfeld durch den Staat anzukaufen, aber die Mittel (2000Mark) konnten nicht bewilligt werden. Das ganze Grundstück 3 Hektar) gehörte früher dem Zeller Frieling in Höltinghausen. Dieser verkaufte davon 1924 den Teil, der zwischen der Parzellengrenze und dem Sandwege von Kellerhöhe nach Höltinghausen liegt (s. Karte), an die Gemeinde Emstek, und diese veräußerte im Oktober 1924 etwa 6 Scheffelsaat davon an den Arbeiter Josef Ostmann. Die noch nicht ganz genau vermessene südliche Grenze des Besitztum Ostmann verläuft etwa vom Hügel 19 in gerader Linie bis zum Wege, an dem sein Haus liegt. Es versteht sich, dass die vielen Hügel eingeebnet werden mussten, wenn Ostmann von dem kleinen Grundstücke sehr geringer Güte einen Ertrag haben wollte. Hier beginnt nun eine Reihe von Verstößen gegen das Denkmalschutz-Gesetz, durchaus nicht nur von dem Arbeiter Ostmann, dem anfänglich Unkunde zugebilligt werden muss. Es ist hier nicht der Ort, näher darauf einzugehen. Sehr vieles wäre vermieden worden, wenn dieses Gräberfeld unter Denkmalschutz gestanden hätte!

Wenn jetzt nicht an die Gemeinde Emstek verkaufte teil des Gräberfeldes unter Denkmalschutz gekommen ist, so zeigt ein Blick auf die Karte, dass doch das Wesentliche und Wichtigste verloren ist, denn einmal ist die geschlossene Einheit auf das gründlichste zerstört, und dann befinden sich jenseits der Parzellengrenze meist kleinere Hügel, von denen manche keine Hügelgräber sein werden.

Es war daher an der Zeit, für die Zukunft durch Karte und Bild diese kulturhistorische denkwürdige Stätte aus der Vorgeschichte unsres Volkes festzulegen, ehe die Zerstörung weiter vorschritt und den Eindruck des Ganzen verwischte. 

Blick auf einen Teil des Gräberfeldes von Höltinghausen

 

Die fachmetrische Aufnahme geschah durch Herrn Landeskulturat Raths. Die photographische Aufnahme (s. Tafel 1 ) gibt, trotzdem ich ein Weitwinkel-Objektiv benutzte, nur einen kleinen Ausschnitt des Gräberfeldes. Der Standpunkt der Aufnahme ist auf de Karte bezeichnet. Das die starke Verjüngung, wie sie besonders bei Weitwinkel-Aufnahmen eintritt, den Eindruck der Größe namentlich entfernter liegender Gegenstände herabmindert, stehen vor dem Hügeln Personen als Maßstab für Höhe und Umfang. Die Höhe der Gräber ist sehr verschieden (vgl. a. Raths Angaben unter der Karte), aber eine Anzahl erreicht Manneshöhe und darüber, Hügel 42 sogar etwa 3 Meter. Der Durchmesser geht bei etwa 12 Gräbern über 10 Meter hinaus, bei einigen erreicht er 15 Meter und mehr. Hiernach kann man sich den gewaltigen Umfang der einzelnen Grabhügel berechnen.

Die auf der Abbildung am weitesten im Vordergrunde befindliche Erhebung, deren Masse nur zu Vierfünftel auf die Platte gekommen ist, entspricht dem Hügel 28 der Karte. Von rechts nach links folgen dann die Nummern 24, 19, 26, zwischen 19 und 24 ist in der Ferne der Hügel 11 sichtbar.

Ursprünglich sind die Gräber zweifellos höher gewesen. Daran wird man nicht zweifeln, wenn man bedenkt, was in rund 2500 Jahren, die hier in Betracht kommen, von diesen sandigen Kuppen trotz der Bewachung , die sich auch erst allmählich eingestellt haben wird und auch heute noch wegen des äußerst dürftigen Bodens eine lockere ist, herabgeweht, herabgeregnet und herabgerieselt ist. Diese Denudation hat dagegen durch die Abflachung der Hänge den unteren Umfang naturgemäß vergrößert.

Das Gräberfeld von Höltinghausen fällt in die sechste Periode der Bronzezeit (700-500 v. Chr.) bzw. in die frühe Eisenzeit, wie sich an Hand der aus Hügel 16 geborgenen Rauchtöpfe mit wellig gekniffenem Rande feststellen lässt.

Diese fast durchweg hohen Graburnen zeigen eine Aufrauchung der äußeren Bauchwand, während der Hals glatt ist. Sie wurden vielfach im Süden Oldenburgs ausgegraben (Ämter Delmenhorst, Vechta, Cloppenburg, vereinzelter Wildeshausen). In anderen Gegenden (vgl. Roffinna, Ursprung und Verbreitung der Germanen, 1926) scheinen durchweg Exemplare aufgefunden zu sein, die auch die Halspartie gerauht zeigen. Sie erstrecken sich bis über den Rhein und durch Holland bis nach Belgien hin. Wir haben in diesen Rauhtöpfen die wichtigsten Zeugen der Wanderungen germanische Stämme zu erblicken, die in diesen Jahrhunderten über den Rhein vordrangen. Mit diesem Vorstoßen über den Rhein ist nach der Mitteilung des Tacitus die Ausdehnung des Namens „Germanen“, der bis dahin nur einer einzelnen rechtsrheinischen Völkerschaft zukam, zuerst auf die ganze linksrheinische Gruppe, dann auf die Gesamtheit der rechtsrheinischen Germanen, eng verknüpft. >>  (Roffina l.c.)

Es muss wegen Raummangels einer späteren Darlegung überlassen bleiben, die Höltinghauser Funde, von denen mir bis jetzt nur 11Urnen aus Hügel 16 bekannt geworden sind, in Wort und Bild näher zu schildern. Es finden sich auch ganz glatte Formen darunter. Soweit ich bisher ermitteln konnte, enthielten die Urnen nur Knochen.

Es ist sehr zu beklagen, dass diese denkwürdige prähistorische Stätte, die in ihrer besonderen Eigenart ihresgleichen bei uns nicht findet, nicht in ihrem ganzen Umfange hat erhalten werden können.

Zeichnung Hügelgräber

Quelle: Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte 1926

weitere Infos
http://www.steinzeugen.de/sz_abc.htm
http://www.strassedermegalithkultur.de/
http://www.steinzeugen.de/
http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=0
http://www.bargloy.de/html/zur__wildeshauser_geest_.html
http://www.b-rothmann.de/ehrenamt/index.html

Schreibe einen Kommentar